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Film und Religion im Russischen Reich und der UdSSR

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Filminfo

Titel: Vskrytie moščej Sergija Radonežskogo
Land:
Jahr: 1919
Genre: Dokumentarfilm
Farbe: s-w
Länge: 166,8
Annotation: »Öffnungsprotokoll. (11.04.1919) Anwesend sind: das Präsidium und alle Mitglieder des Exekutivkomitees der Region Sergiev, der Delegierte des Volkskommissars für Justiz Galkin M. V., der Vertreter des Gubernators des Exekutivkomitees Semenov М., der Vertreter des Exekutivkomitees des Gesundheitswesens Lovjagin, die Vertreter des Bundes der Kommunisten der Region Sergiev: Kazakevič. Godin, Zolotov, Mitglieder des technischen Ausschusses für Öffnungen von Reliquienschreinen: Šatagin. Cimbarevič, Vertreter der Woloste [traditionelle Verwaltungseinheit von etwa der Größe einer Landgemeinde]: Rogačev, Sofrino, Chot'kovo und andere, Ärzte: Dr. der Medizin Gvozdinskij, Ju. А. und Dr. P. P. Popov, Vertreter der roten Armee, Gläubige, Mitglieder der Gewerkschaften und andere. Vom Klerus: der Statthalter des Mönchsklosters Sergiev Archimandrit [Abt] Kronid, der Vorsteher des Bifanskij Klosters Priestermönch [ieromonach] Porfirij, die Vorsteher der Kloster Gefsimanskij und Černigovskij, Priestermönch Sergij Bol'šakov, aus dem Koinobitentum [klösterliche Gemeinschaft] Priestermönch Ionafan, Prior Iona, Schatzmeister des Mönchsklosters Archimandrit Dosifej, Archimandrit Apollonij sowie viele Mönche des Mönchsklosters. Um 20.50 Uhr schlägt der Vorsitzende des Exekutivkomitees von Sergiev, Genosse Vanchanen, dem Klerus vor sich der Öffnung anzunehmen. Priestermönch Iona beginnt mit der Öffnung. Er zieht grüne, hellblaue, schwarze, dunkelblaue Hüllen [pokrov], die kleine Hülle und die schwarz-samtenen Hüllen vom Kopf; zu den Füßen liegt ein schwarzes Band mit Troddeln. All das wird auf den Schrein zu seinen Füßen gelegt. Die Umhüllungen sind alle mit Gold, Silber und Kreuzen bestickt. Es kommen Konturen zum Vorschein, die einem menschlichen Körper ähneln – der kreuzweise um die Brust und um die Knie mit einem dünnen dunkelblauen Band umbunden ist. Priestermönch Iona nimmt zusammen mit Hegumen [igumen, Klostervorsteher] Ananija die Figur heraus. Vom Kopf nehmen sie einen schwarzen Sack, der mit Kreuzen bestickt ist; sie nehmen auch die Hülle [pokrov] ab. Sie wickeln ein gelbes Band ab, das sie unter der Hülle finden. Der Leib in einer hellblauen, der Kopf in einer schwarzen Umhüllung. Vom Kopf nehmen sie eine Mütze ab, vom Hals zuerst eine violette, dann eine hellblaue Binde. Priestermönch Iona reißt die Nähte an den Beinen entzwei und trennt mit einer Schere einen aus Brokat gefertigten hellblauen Sack auf. Von der Seite nimmt er Watte heraus, trennt Nähte auf – die Figur wird flach. Sie ist nun nicht dicker als vier Finger. Iona nimmt einen schon aufgegangenen hellblauen Sack heraus. Unter diesem zeigt sich halb verwestes, grau-braunes Gewebe. Unten drunter ist ein Lubok [Lindenholztafel]. Als die Mütze vom Kopf heruntergenommen wird, kommt ein menschlicher Schädel zum Vorschein, der teilweise auf dem Lubok liegt, teilweise in der Luft hängt. Rechts neben dem Schädel sieht man den ersten Halswirbel. Die Länge der Figur entspricht der Länge eines mittelgroßen Menschen. Iona hebt zu Asche gewordenes Gewebe hoch… der Unterkiefer hat sich abgelöst. Es sind noch sieben Zähne vorhanden. Links neben dem Schädel liegen zwei Halswirbel. Vermoderte Kleidung breitet sich aus. Alles ist von Motten zerfressen. Man sieht rote Haare, eine Gürtelbinde, Staub steigt an. Man sieht einzelne Wirbel, Beckenknochen, das rechte Wadenbein, den ganzen Hüftknochen, kleine Beinknochen wurden halb verfallen entdeckt. Alles wird von den Ärzten begutachtet. Der Gesamteindruck des Skeletts, das 500 Jahre lang verkam. Doktor Popov hebt ein schwarzes Kästchen auf und nimmt aus ihm, eingewickelte in gelbes Wachspapier, dunkelblond-rötliche Haare ohne jegliche Graumelierung heraus. Er sammelt eine Vielzahl toter Motten und zeigt sie den Anwesenden. Doktor Gvozdinskij sagt, dass von den Unterarmen nur vereinzelte verrottete Teile erhalten blieben. Alles ist verkommen. In der Nähe des Schambergs gibt es etwas rote Schamhaare ohne graue Färbung. Überall liegt eine Vielzahl toter Motten, Schmetterlinge und Larven. Der Erklärung des Arztes Popov zufolge weist der Schädel das gleiche Alter auf wie die Knochen. Auf der Brust liegen in Unordnung die Handknochen. Die Kleidung war aus hartem Bauerntuch. Alles war mit einem Gürtel (einer Schnur) von der Dicke eines gewöhnlichen Bleistifts überkreuz zusammengeschnürt. Unter diesen Gebeinen liegt eine Schicht verrotteter Kleidung. Das Protokoll wird vom Genossen Šatagin allen Anwesenden vorgelesen. Es gibt keine Widersprüche. Die ganze Zeit (22 Stunden und 50 Minuten) wurde gefilmt. Am 10.4.1919 erhielten sieben Filmemacher vom Foto- und Filmkomitee („Foto- i Kinokomitet”) des Narkompros den Auftrag, „im Troice-Sergievskij Posad die Aufnahmen der Öffnung der Gebeine (vskrytie moščej) des Sergij Radonežskij zu organisieren und zu produzieren”. http://www.filmmuseum.at/jart/prj3/filmmuseum/main.jart?rel=de&reserve-mode=active&content-id=1222451098170&DV_objekte_id=1086&c-p=-10&p-anz=20 Darunter waren Dziga Vertov, dem „die Leitung der Aufnahmen” übertragen wurde, Sergej Zabozlaev, Eduard Tisse und Lev Kulešov. Während zumindest Kulešov und der Kameramann Zabozlaev vor Ort waren, fuhr Vertov nicht ins Kloster. Der Film, der die Öffnung des Sarkophags des russischen Nationalheiligen Sergij zeigt, erhielt den Titel „Exhumierung der Gebeine des Sergij Radonežskij”.« »Sekretar', Člen Sergievskogo Ispolkoma Šatagin. O. Vanchanen. D-r Gvozdinskij. D-r Popov. Predstavitel' Nar. Kom. Justicii Mich. Galkin. M. Semenov, člen Ispoln. Kom. Mosk. Gub. Sov. Archimandrit Kronid. Igumen Ananija. Delegat N. K. 3. N. Lovjagin. Člen partii kommunistov I. Zolotov. Ieromonach Efrosin, A. Lobatorin. Ieromonach Samuil. Ragačevsk. Vol. Zapevagin. Opichtin: Archimandrit Pollos. Ierod. Sergij Bol'šakov. D-r Gurevič. A. Petrenko. P. Černousoe. Predstavitel' gor. Aleksandrova Danilov. Il'ja Morozov. Člen Ispolkoma Dm. U. Pet. Malomykin. Člen Dimitrevsk. Ispol. I. Zajcev. Člen Ispolkoma Dimit. Uezda Nalešov. Prokofij Trifonov. Člen Konstantinovskogo Ispolkoma Stepan Mugrapov. Člen Mosk. Gub. K-ta Ros. Kom. Partii Minin. Predsedatel' Aleksandrovskogo uezdnogo Sovdepa Pribanov. Predstavitel' ot Aleksandrovskogo uezdnogo Ispolkoma, instruktor I. Naumov. Člen agitacionno-prosvetitel'nogo otdela gor. Aleksandrova Mih. Smirnov. Predsedatel' Dimitr. Ispolkoma Feodor Savel'evič Andropov. Monach Apollonij Predstavitel' partii kommunistov g. Aleksandrova, gr. Gor. Kiržačat N. Glazunov. Predstavitel' ot Sergievskogo volost. Ispolkoma V. Bojkov. Predstavitel' Torg. Prom. Služašhich N. Barinov. Sofrinskogo soveta predsedatel' A. Romanov. A. Denisov. I. Fedorov. Monach Sevastian D. Cvetkov. R. Šarikov. Semin. V. Veseloe. Člen Serg. I. K. Rusev. R. Šišanov. Afanasij Dimitriev. I. M. Morčenkov. I. S. Voronov. Monach Ioannikij. Ierodiakon Rafail. A. D'jakonov. I. Ioann. P. Ivanov. Ieromonach Kirill. Jakov M. Borovkov, Chl. Kom. Ch. K. Sev. Zh. D. Mihail Stepanov Hrebetov, Člen Revkoma Sev. Ž. D. Jakov Sergeev, ž. D. organizac. Aleksandr Kružkov. Troic. S. zavod. Ivan Obolenskj, Troickij S. zavod. Naum Kuz'min. O. Laurson. Andreev. A. Volkov. A. Safonov.«
Bemerkung: Bonč-Bruevič, V.D. „Lenin i kino. Po ličnym vospominanijam“, Kinofront, 1927, № 13-14, 4. – Drubek, N. “Rhetorische Evidentia in der der frühen sowjetischen Filmchronik: Vskrytie moščej Sergija Radonežskogo (1919),” in: S. Frank / S. Schahadat (Hg.): Evidenz und Zeugenschaft: Poetische und Mediale Strategien im Umgang mit dem Unzugänglichen", Festschrift für Renate Lachmann, Wien 2013 – Kulešov, L.V. Kinematografičeskoe nasledie. Stat’i, materialy, Moskau 1979, 58. – Vertova-Svilova, E. /A.L. Vinogradova, Dziga Vertov v vospominanijach sovremennikov, Moskau 1976. – Volkov, S. Poslednie u Troicy. Vospominanija o Moskovskoj duchovnoj akademii (1917 - 1920), Moskau – St. Petersburg 1995.
Fundstelle: (Registrierungsnummer: 423)
Regie: L.V. Kulešov [Kuleschow, Kuleshov]
Kamera: S.P. Zabozlaev
Schnitt: Dziga Vertov (Vermutlich, da Vertov seine Autorschaft für diesen Film anmeldet, jedoch beim Dreh nicht dabei war.)
Drehort: Sergievo
Schauspieler: (Erzpriester Iona)
Ok, verstanden

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